Akut geriatrische Reha: Wann sie nötig ist und wie sie helfen kann
Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für gesundheitliche Probleme, die zu einer Einschränkung der Selbstständigkeit führen können. Ein Sturz, eine schwere Erkrankung oder eine Operation kann für ältere Menschen besonders herausfordernd sein und eine intensive medizinische und therapeutische Betreuung erfordern. In solchen Fällen spielt die akut geriatrische Rehabilitation eine entscheidende Rolle. Sie hilft dabei, die Mobilität wiederherzustellen, den Alltag zu erleichtern und den Übergang von der Krankenhausbehandlung zurück in das gewohnte Umfeld zu erleichtern.
Doch was genau bedeutet akut geriatrische Reha? Wie unterscheidet sie sich von einer klassischen geriatrischen Reha? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, und für wen ist diese Form der Rehabilitation geeignet? Dieser Artikel liefert umfassende Antworten auf diese Fragen.
Was ist eine akut geriatrische Reha?
Die akutgeriatrische Rehabilitation ist eine spezialisierte Form der Rehabilitation, die speziell für ältere Menschen mit komplexen gesundheitlichen Problemen entwickelt wurde. Sie setzt unmittelbar nach einem Krankenhausaufenthalt an und wird entweder im Akutkrankenhaus oder in einer akut Reha Klinik durchgeführt.
Der wesentliche Unterschied zu einer klassischen geriatrischen Reha Klinik liegt in der Dringlichkeit und der Integration in den Akutbereich der medizinischen Versorgung. Während eine klassische Reha oft erst nach der Entlassung aus dem Krankenhaus beginnt, wird die akutgeriatrische Reha bereits während des Krankenhausaufenthalts oder unmittelbar danach initiiert. Ziel ist es, den Patienten frühzeitig in seinen Fähigkeiten zu stabilisieren, um Komplikationen zu vermeiden und den Übergang in die nächste Versorgungsstufe zu erleichtern.
Die Rehabilitation erfolgt interdisziplinär, das bedeutet, dass verschiedene Fachrichtungen gemeinsam an der Genesung des Patienten arbeiten. Ärzte, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Pflegekräfte und Sozialarbeiter entwickeln zusammen ein individuelles Therapieprogramm, das sich an den körperlichen und geistigen Fähigkeiten des Patienten orientiert.
Für wen ist eine akut geriatrische Reha geeignet?
Diese Form der Rehabilitation ist insbesondere für ältere Patienten gedacht, die nach einer akuten Erkrankung oder einem chirurgischen Eingriff nicht direkt nach Hause entlassen werden können. Typische Indikationen für eine akut geriatrische Reha sind:
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Schlaganfall oder andere neurologische Erkrankungen
Nach einem Schlaganfall sind viele Betroffene in ihrer Bewegung und Sprache eingeschränkt. Eine frühzeitige Rehabilitation kann helfen, neurologische Funktionen teilweise oder vollständig wiederherzustellen. -
Frakturen und orthopädische Eingriffe
Knochenbrüche, insbesondere ein Oberschenkelhalsbruch, führen oft zu längeren Krankenhausaufenthalten. Die Rehabilitation nach einer solchen Verletzung erfordert gezielte physiotherapeutische Maßnahmen, um die Mobilität zu verbessern. -
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Nach einem Herzinfarkt oder einer Herzoperation benötigen ältere Patienten eine gezielte Mobilisierung, um die körperliche Belastbarkeit wieder aufzubauen. -
Schwere Infektionen oder Sepsis
Eine Lungenentzündung oder eine andere schwere Infektion kann bei älteren Menschen zu starker Schwäche und Immobilität führen. Eine akutgeriatrische Reha kann helfen, Kraft und Ausdauer zurückzugewinnen. -
Zustände nach längeren Krankenhausaufenthalten mit Immobilität
Bettruhe über einen längeren Zeitraum kann zu einem starken Muskelabbau führen. Die geriatrische Rehabilitation unterstützt den Wiederaufbau der körperlichen Leistungsfähigkeit.
Ein wichtiges Instrument zur Einschätzung der Rehabilitationsfähigkeit ist der Barthel-Index. Dieser bewertet die Selbstständigkeit eines Patienten anhand verschiedener alltäglicher Aktivitäten wie Essen, Anziehen oder Treppensteigen. Ein niedriger Wert im Barthel-Index deutet darauf hin, dass intensive Rehabilitationsmaßnahmen erforderlich sind.
Unterschied zwischen Akutgeriatrie und geriatrischer Reha
Oft wird die Akutgeriatrie mit einer klassischen geriatrischen Reha verwechselt, dabei gibt es wesentliche Unterschiede. Während die Akutgeriatrie ein Bereich der Krankenhausmedizin ist, der sich um die Akutbehandlung älterer Menschen kümmert, zielt die geriatrische Reha auf die langfristige Wiederherstellung und Mobilisation nach einer Erkrankung ab.
Merkmale der Akutgeriatrie:
- Findet in einem Akutkrankenhaus oder einer akutgeriatrischen Abteilung statt
- Medizinische Behandlung steht im Vordergrund
- Erste Maßnahmen zur Rehabilitation werden bereits während der Akutversorgung eingeleitet
- Übergang in die geriatrische Reha oder häusliche Versorgung wird vorbereitet
Merkmale der geriatrischen Reha:
- Findet in einer geriatrischen Reha Klinik oder als ambulante geriatrische Reha statt
- Ziel ist die langfristige Wiederherstellung der Mobilität und Selbstständigkeit
- Umfassende therapeutische Maßnahmen wie Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie
- Dauer oft mehrere Wochen, je nach Zustand des Patienten
Beide Formen der Versorgung spielen eine entscheidende Rolle in der Betreuung älterer Patienten. Die akutgeriatrische Rehabilitation ist dabei oft der erste Schritt auf dem Weg zur vollständigen Wiederherstellung.
Ambulante und stationäre geriatrische Reha – was ist die bessere Wahl?
Nach einer akutgeriatrischen Reha stellt sich oft die Frage, ob der Patient eine stationäre geriatrische Reha oder eine ambulante geriatrische Reha benötigt. Diese Entscheidung hängt von mehreren Faktoren ab, darunter der Gesundheitszustand, das soziale Umfeld und die Unterstützungsmöglichkeiten zu Hause.
Stationäre geriatrische Reha:
- Empfohlen für Patienten mit schwereren funktionellen Einschränkungen
- Intensive Betreuung durch Ärzte und Therapeuten
- Rund-um-die-Uhr-Pflege und medizinische Überwachung
- Geeignet für Patienten mit hohem Pflegebedarf oder fehlender häuslicher Unterstützung
Ambulante geriatrische Reha:
- Möglichkeit, zu Hause zu bleiben und trotzdem an Rehabilitationsmaßnahmen teilzunehmen
- Ideal für Patienten, die noch eine gewisse Selbstständigkeit besitzen
- Therapien erfolgen in einer Reha-Klinik oder Praxis, der Patient kehrt aber täglich nach Hause zurück
- Erfordert eine gewisse Eigenständigkeit oder Unterstützung durch Angehörige
Die Wahl der richtigen Rehabilitationsform hängt von der individuellen Situation des Patienten ab. Ärzte und Therapeuten helfen dabei, die beste Lösung zu finden.
Ablauf und Ziele einer akut geriatrischen Reha
Die akutgeriatrische Rehabilitation folgt einem strukturierten Ablauf, der individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt wird. Da ältere Menschen oft an mehreren Erkrankungen gleichzeitig leiden, ist eine enge Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen erforderlich. Ein interdisziplinäres Team aus Ärzten, Pflegekräften, Therapeuten und Sozialarbeitern sorgt dafür, dass der Patient die bestmögliche Versorgung erhält.
1. Aufnahme und individuelle Einschätzung
Jede akutgeriatrische Reha beginnt mit einer umfassenden Aufnahmeuntersuchung. Dabei wird der Gesundheitszustand des Patienten detailliert analysiert. Neben der aktuellen Erkrankung oder Verletzung werden auch Vorerkrankungen, kognitive Fähigkeiten, Mobilität und psychosoziale Faktoren berücksichtigt.
Ein zentrales Instrument zur Einschätzung der Rehabilitationsfähigkeit ist der Barthel-Index. Dieser misst die Selbstständigkeit in alltäglichen Aktivitäten wie:
- Eigenständige Nahrungsaufnahme
- Körperpflege und Anziehen
- Toilettengang
- Mobilität und Treppensteigen
Je nach Punktzahl wird entschieden, welche Rehabilitationsmaßnahmen erforderlich sind und in welcher Intensität sie durchgeführt werden müssen.
2. Therapieplan und gezielte Maßnahmen
Basierend auf den erhobenen Daten wird ein individueller Therapieplan erstellt. Dieser enthält verschiedene Bausteine, die dazu beitragen, die körperlichen und geistigen Fähigkeiten des Patienten zu verbessern.
Physiotherapie: Wiederherstellung der Beweglichkeit
Viele Patienten leiden nach einem längeren Krankenhausaufenthalt oder einer akuten Erkrankung unter Muskelschwäche und Gleichgewichtsstörungen. Die Physiotherapie konzentriert sich darauf, die Mobilität schrittweise wiederherzustellen. Dazu gehören:
- Gehtraining zur Verbesserung der Standfestigkeit
- Gleichgewichtsübungen zur Sturzprophylaxe
- Muskelaufbau für mehr Kraft und Stabilität
- Koordinationstraining für eine bessere Beweglichkeit im Alltag
Ergotherapie: Unterstützung bei alltäglichen Aktivitäten
In der geriatrischen Reha steht nicht nur die Wiederherstellung der körperlichen Funktionen im Vordergrund, sondern auch die Förderung der Selbstständigkeit. Die Ergotherapie hilft Patienten dabei, alltägliche Aufgaben wieder eigenständig auszuführen. Dies umfasst:
- Anziehen und Körperpflege
- Nutzung von Hilfsmitteln wie Gehhilfen oder Essbesteck mit speziellen Griffen
- Training von Feinmotorik, um alltägliche Herausforderungen wie Knöpfe schließen oder Besteck nutzen zu erleichtern
Logopädie: Sprach- und Schlucktherapie
Gerade nach einem Schlaganfall oder anderen neurologischen Erkrankungen können Sprach- und Schluckstörungen auftreten. Die Logopädie unterstützt Patienten dabei, ihre Kommunikationsfähigkeit zu verbessern und sicher zu essen und zu trinken.
Psychologische Betreuung: Emotionale Unterstützung für Patienten und Angehörige
Eine schwere Erkrankung oder ein langer Krankenhausaufenthalt kann für ältere Menschen psychisch belastend sein. Viele leiden unter Ängsten oder Depressionen. In der geriatrischen Reha Klinik stehen deshalb auch psychologische Beratungen und Therapien zur Verfügung. Sie helfen den Patienten, mit ihrer veränderten Lebenssituation umzugehen und neue Perspektiven zu entwickeln.
3. Entlassung und Nachsorge
Das Ziel einer akutgeriatrischen Reha ist es, den Patienten entweder in seine häusliche Umgebung oder in eine weiterführende Reha zu entlassen. Die Entscheidung hängt von mehreren Faktoren ab, darunter:
- Mobilität und Selbstständigkeit: Kann der Patient sich wieder sicher im Alltag bewegen?
- Pflegebedarf: Besteht eine Notwendigkeit für eine stationäre Weiterbehandlung oder kann die Familie unterstützen?
- Weitere Therapieoptionen: Ist eine ambulante geriatrische Reha sinnvoll, um Fortschritte weiter auszubauen?
Nach der Entlassung erhalten die Patienten einen ausführlichen Reha-Bericht mit Empfehlungen für die weitere Versorgung. In vielen Fällen wird eine Weiterbehandlung durch Hausärzte oder Physiotherapeuten organisiert, um die erzielten Fortschritte langfristig zu sichern.
Geriatrische Reha für Demenzkranke – besondere Herausforderungen
Ein spezieller Bereich innerhalb der geriatrischen Rehabilitation ist die Betreuung von Patienten mit Demenz. Kognitive Einschränkungen erschweren die aktive Mitarbeit an therapeutischen Maßnahmen, weshalb hier angepasste Konzepte notwendig sind.
Besondere Maßnahmen für demenzkranke Patienten in der Reha:
- Strukturierte Tagesabläufe, um Sicherheit und Orientierung zu bieten
- Einfache und klare Anweisungen, um Überforderung zu vermeiden
- Gedächtnistraining, um kognitive Funktionen zu stimulieren
- Integration vertrauter Elemente, z. B. persönliche Gegenstände, um Ängste zu reduzieren
Nicht jede geriatrie Reha Klinik ist auf die Behandlung von demenziellen Erkrankungen spezialisiert. Angehörige sollten sich daher frühzeitig informieren, ob die Klinik ein entsprechendes Konzept anbietet.
Akutgeriatrische Reha: Kosten und Voraussetzungen
Die Kosten für eine akut geriatrische Reha werden in der Regel von der gesetzlichen Krankenversicherung oder Rentenversicherung übernommen. Voraussetzung ist, dass der behandelnde Arzt die medizinische Notwendigkeit attestiert.
Wichtige Voraussetzungen für eine Kostenübernahme:
Der Patient ist rehafähig und kann an den Maßnahmen teilnehmen
Eine realistische Aussicht auf Verbesserung der Selbstständigkeit besteht
Die Reha dient der Vermeidung oder Reduzierung von Pflegebedürftigkeit
In bestimmten Fällen kann auch eine Behandlung in einer geriatrischen Reha Privatklinik in Betracht gezogen werden. Hier haben Patienten oft mehr Wahlmöglichkeiten hinsichtlich Unterbringung und Therapieangeboten.
Fazit: Warum die akut geriatrische Reha so wichtig ist
Die akutgeriatrische Rehabilitation ist ein essenzieller Bestandteil der medizinischen Versorgung älterer Menschen. Sie ermöglicht eine gezielte Wiederherstellung der Mobilität und Selbstständigkeit nach einer schweren Erkrankung oder Operation.
Durch ein individuell abgestimmtes Therapieprogramm, das verschiedene Fachbereiche integriert, können Patienten bestmöglich unterstützt werden. Eine frühzeitige Reha kann nicht nur die Lebensqualität erheblich verbessern, sondern auch das Risiko für Pflegebedürftigkeit deutlich reduzieren.
Die Wahl zwischen einer stationären geriatrischen Reha und einer ambulanten geriatrischen Reha hängt von den individuellen Bedürfnissen ab. In jedem Fall ist eine gezielte Nachsorge entscheidend, um die erzielten Fortschritte langfristig zu sichern.