Bewegung statt Stillstand: Wie Physiotherapie bei Hüftarthrose helfen kann
Wenn jede Bewegung in der Hüfte zur Herausforderung wird, beginnt oft ein Teufelskreis: Schmerzen führen zu Schonhaltung, weniger Bewegung, Muskelschwäche – und letztlich noch mehr Beschwerden. Genau an diesem Punkt setzt die Physiotherapie bei Hüftarthrose an. Denn gezielte Übungen können helfen, die Beweglichkeit zu verbessern, Schmerzen zu lindern und den Alltag wieder aktiver zu gestalten.
Hüftarthrose – medizinisch auch Coxarthrose genannt – betrifft viele Menschen, vor allem im mittleren und höheren Lebensalter. Sie entsteht meist schleichend und zeigt sich durch stechende oder ziehende Schmerzen in der Leiste, im Oberschenkel oder im Gesäß, vor allem nach längerer Belastung. Auch ein Gefühl der Steifheit am Morgen ist typisch. Was viele Betroffene nicht wissen: Mit der richtigen physiotherapeutischen Begleitung und regelmäßig durchgeführten Übungen lässt sich der Verlauf der Arthrose oft positiv beeinflussen.
Dieser Artikel zeigt Dir, warum Bewegung bei Hüftarthrose so wichtig ist, welche physiotherapeutischen Übungen besonders effektiv sind – und wie Du selbst aktiv zu Deiner Hüftgesundheit beitragen kannst.
Warum gezielte Bewegung bei Coxarthrose entscheidend ist
Ein häufiger Irrglaube bei Hüftarthrose ist: Wer Schmerzen hat, sollte die betroffene Hüfte lieber schonen. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Denn gezielte Bewegung kann dabei helfen, den Knorpelstoffwechsel zu fördern, die Muskulatur zu stärken und Fehlbelastungen zu vermeiden. Dabei geht es nicht um Hochleistungssport, sondern um kontrollierte, angepasste Übungen, die Beweglichkeit und Stabilität fördern.
Physiotherapie als zentraler Baustein der Behandlung
Die Physiotherapie bei Coxarthrose verfolgt mehrere Ziele:
- Schmerzlinderung
- Erhalt und Verbesserung der Beweglichkeit
- Stabilisierung des Hüftgelenks
- Schulung der Körperwahrnehmung und Verbesserung der Haltung
- Förderung eines aktiven, selbstbestimmten Alltags
In der Therapie kommen verschiedene Techniken zum Einsatz: passive Mobilisation durch den Therapeuten, manuelle Therapie, aktive Kräftigungsübungen sowie Dehn- und Gleichgewichtsübungen. Welche Methoden angewendet werden, hängt vom individuellen Zustand der Hüfte und vom Beschwerdebild ab. Besonders wichtig ist dabei die aktive Mitarbeit – also das regelmäßige Üben zu Hause.
Krankengymnastik bei Hüftarthrose: Welche Übungen helfen?
Ein zentraler Bestandteil der Physiotherapie ist die sogenannte Krankengymnastik bei Hüftarthrose. Dabei handelt es sich um ein individuell angepasstes Übungsprogramm, das sowohl kräftigende als auch mobilisierende Elemente enthält. Ziel ist es, muskuläre Dysbalancen auszugleichen, die Hüfte beweglich zu halten und Schmerzen langfristig zu reduzieren.
Hier einige bewährte Krankengymnastik Hüfte Übungen, die in der Physiotherapie häufig eingesetzt werden:
1. Becken kippen im Liegen
Diese Übung stärkt die tief liegenden Bauchmuskeln und fördert die Beweglichkeit im unteren Rücken:
- Lege Dich auf den Rücken, die Beine sind angestellt, die Füße hüftbreit aufgestellt.
- Kippe das Becken langsam nach hinten, so dass der untere Rücken den Boden berührt.
- Halte die Position kurz und löse sie dann wieder.
- Wiederhole die Bewegung 10–15 Mal.
2. Bein abspreizen im Stehen
Diese Übung kräftigt die seitliche Hüftmuskulatur, die für Stabilität beim Gehen und Stehen wichtig ist:
- Stelle Dich aufrecht hin, halte Dich bei Bedarf an einer Stuhllehne fest.
- Hebe das gestreckte Bein langsam zur Seite, ohne den Oberkörper zu neigen.
- Senke es kontrolliert wieder ab.
- 10–15 Wiederholungen pro Seite.
3. Brücke (Beckenheben)
Eine effektive Übung zur Kräftigung von Gesäß- und Rückenmuskulatur:
- Lege Dich auf den Rücken, die Beine angestellt.
- Hebe das Becken langsam an, bis Oberschenkel und Oberkörper eine Linie bilden.
- Halte kurz, dann langsam absenken.
- 10–15 Wiederholungen.
Wichtig: Diese Übungen sollten schmerzfrei durchführbar sein. Treten Beschwerden auf, ist eine individuelle Anpassung durch eine Physiotherapeutin oder einen Physiotherapeuten sinnvoll.
Die Rolle der Hüftmuskulatur: Schutz und Stabilität
Ein stabiler Bewegungsapparat beginnt bei der Muskulatur. Gerade bei Hüftarthrose ist es entscheidend, gezielt die umliegenden Muskelgruppen zu stärken – insbesondere die Gesäßmuskulatur, die tiefen Hüftbeuger und die Rumpfmuskeln. Denn diese sorgen dafür, dass die Hüfte im Alltag entlastet wird.
Auch bei begleitenden Erkrankungen wie einer Hüftdysplasie können gezielte Krankengymnastik Übungen dazu beitragen, die Gelenkführung zu verbessern. In der Therapie steht hier häufig die Verbesserung der Koordination und Muskelbalance im Vordergrund. Ein guter Muskeltonus entlastet das Hüftgelenk und hilft, Schmerzen zu reduzieren – ganz ohne Medikamente.
So integrierst Du Übungen bei Hüftarthrose sinnvoll in Deinen Alltag
Die besten Übungen nützen nichts, wenn sie nicht regelmäßig durchgeführt werden – das ist wohl einer der wichtigsten Grundsätze in der Physiotherapie bei Hüftarthrose. Doch gerade im Alltag fällt es oft schwer, konsequent dranzubleiben. Dabei braucht es gar nicht viel Zeit: Schon 10 bis 15 Minuten täglich können einen spürbaren Unterschied machen, wenn Du gezielt trainierst.
Ein bewährter Tipp ist es, sich feste Zeitfenster zu schaffen – etwa morgens nach dem Aufstehen oder abends vor dem Schlafengehen. Auch kleine Bewegungseinheiten zwischendurch lassen sich gut integrieren: Während des Zähneputzens auf einem Bein stehen, beim Fernsehen das Becken kippen oder in der Mittagspause eine kurze Gehstrecke einbauen. Wichtig ist dabei die Kontinuität – weniger die Intensität.
Wenn Du unsicher bist, welche Übungen für Dich geeignet sind, lohnt sich eine individuelle Anleitung durch eine Physiotherapeutin oder einen Physiotherapeuten. Dort kannst Du lernen, worauf Du bei der Ausführung achten musst, wie Du Fehlbelastungen vermeidest und wie Du Deine Fortschritte einschätzen kannst.
Darauf solltest Du bei der Ausführung achten
Nicht jede Übung ist für jede Phase der Arthrose geeignet. Während in frühen Stadien noch viele Bewegungen gut machbar sind, kann es in späteren Phasen Einschränkungen geben, die beachtet werden müssen. Einige grundsätzliche Hinweise helfen Dir dabei, sicher zu trainieren:
- Bewege Dich im schmerzfreien Bereich: Ein leichter Dehnreiz oder Muskelbrennen ist in Ordnung – stechender Gelenkschmerz hingegen ist ein Warnsignal.
- Führe alle Bewegungen langsam und kontrolliert aus. Schwung oder ruckartige Bewegungen belasten das Gelenk unnötig.
- Achte auf Deine Körperhaltung. Eine aufrechte Position entlastet die Hüfte und fördert eine gesunde Ausführung.
- Atme ruhig und gleichmäßig. Pressatmung kann zu einer ungewollten Verkrampfung führen.
- Wärme Dich auf, bevor Du beginnst. Ein kurzer Spaziergang oder kreisende Bewegungen helfen, die Gelenke auf das Training vorzubereiten.
Je nach Stadium der Arthrose kann es auch sinnvoll sein, Übungen im Wasser durchzuführen – etwa im Rahmen von Aquagymnastik oder therapeutischem Schwimmen. Der Auftrieb reduziert die Belastung auf das Hüftgelenk und erlaubt mehr Bewegungsfreiheit.
Prävention und Langzeitstrategie: Aktiv bleiben – aber richtig
Ein zentrales Ziel der Physiotherapie ist nicht nur die Linderung bestehender Beschwerden, sondern auch die Verlangsamung des Krankheitsverlaufs. Hier kommt der präventive Aspekt ins Spiel. Denn selbst wenn bereits eine Coxarthrose diagnostiziert wurde, kannst Du viel dafür tun, dass sie möglichst langsam voranschreitet.
Ein regelmäßiges, gelenkschonendes Bewegungsprogramm ist dabei der Schlüssel. Sportarten wie Radfahren, Nordic Walking, Schwimmen oder gezieltes Krafttraining eignen sich hervorragend, um das Hüftgelenk in Bewegung zu halten, ohne es zu überlasten. Achte dabei auf gutes Schuhwerk, eine stabile Körperhaltung und – wenn nötig – Unterstützung durch therapeutische Begleitung.
Auch das Körpergewicht spielt eine entscheidende Rolle. Jedes zusätzliche Kilo erhöht die Belastung auf die Hüftgelenke. Schon ein moderater Gewichtsverlust kann zu einer spürbaren Entlastung führen – nicht nur im Alltag, sondern auch bei der Durchführung der Übungen. Dabei geht es nicht um Diäten, sondern um eine langfristige, ausgewogene Ernährung und ein aktives Leben.
Hilfsmittel und Alltagstricks zur Entlastung der Hüfte
Neben der aktiven Bewegungstherapie gibt es noch weitere Möglichkeiten, den Alltag mit Hüftarthrose leichter zu gestalten:
- Gehhilfen wie Gehstöcke oder Unterarmstützen können in Phasen mit stärkeren Beschwerden kurzfristig eingesetzt werden, um das Gelenk zu entlasten.
- Sitzkissen und Keilkissen fördern eine aufrechte Haltung und können die Sitzposition ergonomisch verbessern.
- Erhöhte Sitzmöbel oder Toilettensitzerhöhungen erleichtern das Aufstehen und reduzieren die Belastung beim Beugen der Hüfte.
- Schuhe mit weicher Sohle oder Dämpfungseinlagen helfen, Stöße beim Gehen abzufedern.
Dennoch gilt: Hilfsmittel sind eine Unterstützung – keine Dauerlösung. Sie sollten immer in Kombination mit aktiven Maßnahmen eingesetzt werden, um die Beweglichkeit und Kraft langfristig zu erhalten.
Fazit: Du kannst selbst aktiv etwas gegen Hüftarthrose tun
Hüftarthrose bedeutet nicht automatisch, dass Du Dich dauerhaft einschränken musst. Im Gegenteil: Mit der richtigen Herangehensweise kannst Du selbst viel zur Linderung Deiner Beschwerden und zum Erhalt Deiner Beweglichkeit beitragen. Die Physiotherapie bei Coxarthrose bietet Dir dabei eine wertvolle Grundlage – sie hilft Dir nicht nur bei akuten Beschwerden, sondern auch dabei, Deine Hüfte langfristig gesund zu halten.
Ob Krankengymnastik bei Hüftarthrose, gezielte Hüftübungen in der Physiotherapie oder präventive Bewegung – jede noch so kleine Maßnahme zählt. Wichtig ist, dass Du dranbleibst, auf Deinen Körper hörst und Dir gegebenenfalls therapeutische Unterstützung holst. So bleibst Du beweglich, entlastest Deine Gelenke und kannst den Verlauf der Arthrose positiv beeinflussen.
Wenn Du unsicher bist, welche Übungen für Dich geeignet sind, sprich mit Deiner Ärztin oder Deinem Physiotherapeuten. Und vor allem: Starte. Denn der erste Schritt zur Besserung ist immer der in die Bewegung.